Anna hat viele Wünsche. Und auch wenn die Erwachsenen immer sagen, das Leben sei kein Wunschkonzert, wird doch zumindest ein Wunsch erfüllt, denn sie hat schließlich einen Zahn verloren und wenn man den unters Kopfkissen legt, kommt die Zahnfee und dann ist so was von Wunschkonzert! Anna wünscht sich z. B. Karatemeisterin zu sein und sie wünscht sich einen eigenen Pizzaladen in ihrem Zimmer, aber vor allem wünscht sie sich Ruhe. Vor dem Geschrei und dem Lärm und dem Flaschen-Geklirre, die ihre Eltern in der Küche veranstalten. Und weil das vielleicht ein zu großer Wunsch für die Zahnfee ist, wünscht sie sich vorsichtshalber doch lieber nur ein Haustier, es darf auch ein ganz kleines sein. Und dann sitzt da plötzlich eine Schnecke auf der Türklinke – ein kleines, aber echtes lebendiges Tier, das man mit Champignons füttern und dem man einen oder besser gleich mehrere Namen – z. B. Uli Sascha Chris – geben kann und das auf jeden Fall da ist, wenn es nebenan wieder laut wird. Aber Annas Probleme kann auch das neue Haustier nicht lösen und die werden gerade immer dringlicher. Beispielsweise kommt sie zu spät zur Schule, weil ihre Eltern sie nicht mehr wecken, ihr Magen knurrt ganz schön häufig und ihre beste Freundin Hannah kann sie nicht mehr in die Wohnung lassen, weil sie sich zu sehr schämt für den Eltern-Radau aus der Küche. Als dann auch noch Uli Sascha Chris verschwindet, womöglich in den Bier-Fallen der benachbarten Professorin ertrunken, und alles wirklich aussichtslos erscheint, schafft sie es, über ihren Schatten zu springen und Hilfe zu holen.
Esther Becker hat mit „Das Leben ist ein Wunschkonzert“ ein einfühlsames Stück über die kindliche Lebensrealität im Umfeld suchtkranker Eltern geschrieben, das keinen Zweifel am Schrecken der Situation lässt und dennoch nie ins Düstere kippt. Mit Anna hat sie eine starke Figur erschaffen, die fantasiebegabt und überraschend unverzagt im Leben steht, und ihr mit Freundin Hannah, dem Pizzajungen, der Professorin und einem unfassbar witzigen Schneckenchor eine Reihe patente Helfer:innen an die Seite gestellt, die nichts zu wünschen übrig lassen.
